Morgens war ich in der zwar äußerlich weniger aber dafür innerlich umso stärker wärmenden Sonne joggen im Eppendorfer Park. Mein anschließendes Samstagsfrühstück war auch durchaus eines Sonntags würdig; der Wochentag war allerdings meiner beschwingten Laune ganz außerordentlich egal.
Die Laune und ihre Geschwister Fröhlichkeit, Sorge, Müdigkeit, (in seltenen Fällen auch Onkel Hunger), sind in der vergangenen Woche nicht immer rücksichtsvoll miteinander umgegangen. Irgendwo zwischen genervt, krank und halbwegs orientierungslos bin ich zielstrebig auf's Wochenende hinzugestolpert. Ich bemerke, dass ich tatsächlich nach und nach die Alltagsmanieren der arbeitenden Bevölkerung übernehme. Bin ich schon ein echter Bürohengst geworden? Na gut, Bürostute?! Ich freue mich zwar immer noch fast täglich auf die Arbeit, aber trotz allem erwische ich mich dabei, wie ich ab 18:43 Uhr im guten 20-Sekunden-Takt auf alle verfügbaren Uhren schaue, ob sich nicht vielleicht ein Knoten im sonst doch eher gradlinigen Zeitverlauf ergeben hat, der mich dazu ermuntert ruckartig Stift und Papier fallen zu lassen. Ebenso freue ich mich Montag gegen 11:23 Uhr auch schon wieder auf Freitag. Vielleicht ist dieses Phänomen aber nicht zwangsläufig auf die bevorstehende Arbeitswoche zu schieben, sondern eher darauf zurück zu führen, dass meine Wochenenden bislang ausnahmslos wunderbar waren. Ob nun an der frischen Seeluft, im französischen Café, im sommerlichen Stadtpark, in der kitschigen Laeiszhalle oder einfach gemütlich zuhause.
Nach Frühsport und Frühstück, war ich nun also kurz davor zu meinen Sonnennachmittag im Winterhuder Stadtpark aufzubrechen, als mich die nette Radiostimme erinnerte, dass die Hamburger Kunst ja noch auf mich wartete. Also nichts wie los. Die ersten 6 Stunden hatte ich ja bereits vertrödelt.
In der Zentralbibliothek im ehemaligen Hauptpostamt am Hühnerposten 1 begann also meine Kunstreise.
Alles hier ist etwas größer, von allem gibt es ein bisschen mehr und alles ist neu und gut sortiert. Das ist zumindest mein erster Eindruck nach der kostenlosen Führung. Und es wird noch schöner, schneller und automatischer in Zukunft. So berichtet zumindest Angelika, die freundliche Bibliotheksführerin. Momentan wird an einer riesigen Sortieranlage gebaut, die gleichzeitig rund um die Uhr als Annahmestelle fungiert, ein- und ausgehende Medien sortiert und an vier Ausgabestellen alles Gewünschte wieder ausspuckt. Mag ja alles ganz toll sein, ich war allerdings weitaus beeindruckter von der einzigen existierenden vollständigen Sammlung aller "Spiegel"-Ausgaben seit Beginn 1947. Selbst der Verlag besitzt nicht mehr alle Ausgaben, Wasser und Feuer haben gewütet.
Im selben Gebäude, allerdings im 6. Stock, befindet sich das Goethe-Institut.
1) Korrigieren Sie die Redewendungen:
Eine Hand streichelt die andere. Trautes Heim, Fernsehen allein. Früher Vogel fängt das Nest. Auch ein taubes Huhn findet mal ein Korn. Bis dahin fließt noch viel Wein den Rhein hinunter.
Ok, lösbar.
2) Sie sind beim Italiener. Was bestellen sie?
Vier a) Pizzas b) Pizzen c) Pizzi
zwei a) Capuccino b) Capuccini c) Capucchinos
drei a) Grappi b) Grappa c) Grappas
nach hause kommen Sie mit zwei a) Taxen b) Taxis c) Taxie
3) Wie stellen Sie sich vor?
Bsp.: Ich bin Berlinerin.
"Ich bin..................." (Elfenbeinküste)
"und ich...................." (Barbados)
4) Kreuzen Sie die richtige Lösung an
a) Im Winter diesen Jahres oder b) im Winter dieses Jahres.
c) nahe des Goethe-Instituts oder d) nahe dem Goethe-Institut.
e) Ess schneller! oder f) Iss schneller!
g) Meines Wissens nach wurde Goethe in Frankfurt geboren
oder h) Meines Wissens wurde Goethe in Frankfurt geboren.
i) die optimalste Lösung oder j) die optimale Lösung
...und so weiter und so fort. Na, alles gewusst? Lösungen gibts auf Anfrage.
Inzwischen wurde es dämmrig draußen und ich zog weiter in den Kunstverein, das Galeriehaus und die Akademie der Künste.
Hier wurden wundervoll zarte, leichte, und doch farbig so intensive "Strandbilder" von Cony Theis gezeigt. Sie malt auf Transparentpapier - zunächst von hinten mit Ölfarbe und dann von vorne mit chinesischer Tinte. Einfach wunderschön.

Zumindest derzeit. Es ist der Showroom vom amerikanischen Ginko Press Verlag. Anlässlich der weltweit erfolgreichen Ausstellung von "Toygiants" wurde eine der Fotografien gigantisch groß auf die Stirnseite des Raumes aufgedruckt. Das ist auch schon die ganze Galerie. Daniel und Geo Fuchs haben die beeindruckende Masse von Sammlerspielzeugen jeweils in einen goldene, eine silberne, eine pinke, eine weiße und eine schwarze Kombination angeordnet. Spannend, wen man so alles wiedererkennt...
Ein Haus weiter im Kunsthaus wurde asymetrische Mode ausgestellt. Inspiriert wurden Vater und Tochter-Designer von an Brustkrebs erkrankten Frauen. Ach jeh, ob das sein muss, fragt man sich. Aber die Gedanken sind ja glücklicherweise frei. Die Stoffe jedenfalls waren zauberhaft. Hätte nicht alles dieses fies amazonenhafte gehabt, wer weiß, es wäre vielleicht sogar tragbar.
Es gab noch so viel mehr zu sehen, und es gäbe noch so viel zu berichten, aber dann würde mich ja niemand mehr besuchen kommen, um alles mit eigenen Augen zu sehen. Also belasse ich es dabei und komme zum Schluss. Zu jetzt. Jetzt sitze ich in der Mitte des Hauses der Photographie der Deichtorhallen, inmitten der "Traumfrauen" von David La Chapelle und Co. und lausche dem abendlichen Jazzkonzert.
Ich kann nichts mehr aufnehmen, der Kopf ist voll. Draußen ist es stockfinster. Und die Dame in Rot hat soeben "...one more for the road" gehaucht. Das werde ich jetzt befolgen und mich von der Musik nach Hause begleiten lassen. 5 Stunden Kunst sollen genug sein. Schließlich hat der Tag nur 24. Obwohl... morgen hat der Tag 25 Stunden. Ausnahmsweise.
Bonne nuit
Ella