Sonntag, 21. September 2008

Café Paris

Bevor ich mich wieder mit Feuereifer an die Beschreibung meines aufregenden Lebens als Neu-Hanseatin mache, muss ich einfach einen kleinen Einschub einbauen. Ich habe einen Ort in Hamburg entdeckt, der mein frankophiles Herz vor Freude ein wenig hüpfen lässt. Ich kann noch nicht abschätzen, ob es sich um allerfeinsten Touristen-Nepp handelt, aber selbst wenn dem so wäre - es wär mir wurscht (wie der gemeine Berliner zu sagen pflegt)!

Der Ort ist das "Café Paris" in der Rathausstraße, ein kleines Restaurant, gespickt mit Jugendstilelementen, keine 2 Minuten Fußweg vom Hamburger Rathaus entfernt.





Gleich beim ersten Ma(h)l dort, habe ich die Atmosphäre geliebt. Es ist schrecklich laut und voll und überall klappert Geschirr und Besteck, die Tische sind viel zu klein und wackelig und die Bedienungen samt ihrer französischen Arroganz ständig "sehr in Eile". Aber das ist, was es so gemütlich macht - echter Pariser Flair! Mitten in Hamburg.

Mein Sonntagsfrühstück - oder impressionistisch ausgedrückt "Frühstück der Radler" -



am Tag des jährlichen Radrennens "Cyclassics", war vorzüglich und der Blick auf das Rathaus ist Belohnung für die draußen Wartenden, denn einen Platz in der großen Halle bekommt eben doch nur der, der sich vorher ordnungsgemäß angekündigt hat.

Oder man probiert es so wie ich: Drei Tage später bin ich nämlich nach getaner Arbeit hungrig und leicht angemüdet in die Neustadt gefahren. Nach noch ermüdenderem, und allenfalls mäßig erfolgreichem Schaufensterbummel, habe ich mich zu einem Spontanbesuch im "Paris" ("Pariiih" wie die Dame am Reservierungstelefon betont, hach ist das schön!) entschieden. Der Magen hing in den Kniekehlen und die gesamte Region um die Binnenalster ist nach 20 Uhr ein verlassenes, verschlafenes kleines Nest. Lässt sich gar nicht anders sagen.

Zurück zur Geschichte: Madame Berlin also geradewegs in die große Jugendstilhalle gestapft und gefragt ob nicht noch ein klitzekleiner Platz für eine nicht ganz so klitzekleine Person frei wäre. "Ich habe auch Hunger."

Die Antwort bestand aus einem bedauernden Kopfschütteln. Oh, wie mir dieses falsche Mitleid auf den Keks geht! Aber als dem falschen Mitleid dann ein charmanter Akzent folgte, mit den Worten "Zie gönnen zisch gernö an die Bahr zetzön un dohrt etwas essön", war mein Abend gerettet.




Ich hatte den "Katzentisch", wenn es so etwas an einer Bar gibt, gleich hinter der monströsen Kaffeemaschine. Mein Glück war, dass ich rechts an der Wand saß und so, halb in den Raum gedreht, alles im Blick hatte. Es lassen sich aus dieser Position fabelhaft Beobachtungen anstellen. So konnte ich die bebilderte Kacheldecke bestaunen, während ein sehr müder Mann, mit grimmigem Gesichtsausdruck, im braunen Anzug ein paar Plätze weiter muffelig die frischen Austern bestellte. Im Laufe des Abends schien er jedoch mit sich selbst und der Welt durchaus zufriedener zu werden. Sobald er das Jackett ausgezogen, das erste Glas Weißwein getrunken und sich die Ärmel hochkrempelte hatte als die Schale serviert worden war, schien die muffige Laune wie weggeschlürft.

Oder zwei Plätze neben mir, da hatte sich ein hipper Jüngling in Blockstreifenshirt und Chucks niedergelassen. Er saß gerade vor Weißwein und - wie sollte es anders sein - Austern, als sich eine Blonde Dame vom Kaliber "Hach, sind wir alle jung geblieben" zu ihm gesellte. Nein, dass er allein sein wollte merkte sie nicht, und nein, dass er gerade am Essen war auch nicht. Sie plauderte mir-nichts-dir-nichts drauf los und bevor die letzte Zitrone ausgedrückt war wusste die gesamte Bar bescheid:

"Ich warte auf meine Schwester, die wohnt ja schon soooo lange in Hamburg, oh jeh, und ich war das letzte Mal vor Ewigkeiten in der Stadt, da hatte ich noch gar keine Kinder, jetzt hab ich Kinder... also eins, einen Sohn, der ist schon 13...aber wir wohnen nicht in Hamburg, nein, wir wohnen in Pirmasens, weil Jannis Vater, der arbeitet dort, ich arbeite zur Zeit nicht, aber glaub ja nicht, dass ich nichts zu tun hätte, ich bin stäääändig beschäftigt, du bist ja auch so'n richtig cooler Typ, oder? Was machst'n Du so, ach, sag mal, was trinkst Du denn da? Weißwein, das ist ja cool. Ist der gut? Dann trink ich auch mal einen, meine Schwester kommt IMMER zu spät. So typisch, na ja, .... hups, da ist ja meine Schwester, Giiiiiittttteeeeee, hier bin ich, oh mensch, ist das toll Dich zu sehen, du siehst so toll aus, ach, darf ich vorstellen, das ist....... "(plötzliche Stille, denn dieser Schwall war in einem Atemzug auf den armen Kerl losgegangen und so hatte die Dame ihm keine Chance gelassen, zu sagen, dass er Jahn heiße).

Sogar der muffelige Mann im braunen Anzug schmunzelte. Gitte und ihre Schwester lächelten zum Abschied und verließen uns.

Nachdem ich meine Kürbiscremesuppe gelöffelt hatte, kam Nicolai, der Besitzer und Betreiber, und lud mich auf ein Gläschen Wein ein. Dabei erzählte er. Davon, dass es fast immer so voll ist, aber dass es früher noch französischer war, als geraucht werden durfte. Ich glaube, der gute Herr flirtet sehr gerne.

Nur für eine wichtige Aufgabe ließ er sich unterbrechen: Auf Zurufen stellte er sein Glas neben meinem auf der Bar ab, zückte das weiße Handtuch, rückte die Fliege zurecht und begab sich an einen kleinen Tisch um in einer kleinen Live-Performance direkt am Tisch das Tartar für einen schwer beeindruckten Gast zuzubereiten.





Ja, das war mein Abend irgendwo auf der Grenzlinie zwischen Hamburg und Paris. Ich lade jeden herzlich ein, sich von der Atmosphäre und dem guten Frühstück selbst zu überzeugen. Vielleicht sitze ich ja in der Ecke an der Bar und beobachte euch.

Bonne soirée.

Á bientôt
Ella

P.S.: Jetzt wisst ihr, warum ich euch eine kleine französische Musik mitgebracht habe.

Dienstag, 16. September 2008

Happy Birthday to meeeee....

Danke liebe Mama, liebe Anja, liebe Laura, liebe Beate, lieber Dawid, liebe Judith, liebe Hedda, liebe Beate, liebe Cosi, lieber Christian, liebe Tina, lieber Grischa, liebe Katrin, liebe Lisa, liebe Nicole, lieber Herr Bauer, liebe Eva, lieber Till, lieber Amir, liebe Kirsten, liebe Bärbel, lieber Grischa, liebe Nile, liebe Britti, liebe Anna, lieber Paul, liebe Sonni, lieber Bernhard, liebe Anne, liebe Anna, lieber Yann, liebe Pia, liebe Monika, lieber Achim, liebe Meriam, liebe Katja, lieber Benny, liebe Vicky, lieber Farzam, lieber Söhnlein, liebe Sabrina, lieber Sascha, liebe Marie, liebe Kathi, liebe Sylwia, liebe Anna (ja, noch eine dritte!), lieber Bernd, liebe Gabi, lieber Gerrit, liebe Juliane, lieber Tobi, liebe Kati, dass ihr alle an mich gedacht habt. Ich stosse mit euch an - pling! - und freue mich, euch alle bald wieder zu sehen. Ihr seid toll!

Bonne nuit

Ella

Sonntag, 14. September 2008

Es muss mehr gelesen werden!

Ein eisiger Wind weht durch die Stadt, Die Sonne wärmt nicht mehr so stark und langsam kann man ihn riechen - den Herbst.

Im Seniorenzentrum (ja, ich kenne mich in meiner Umgebung aus), Gärtnerstraße, war heute Bücherflohmarkt. Sehr empfehlenswert. Sobald man sich durch Sonder- und Gesamtausgaben von Uta Danella und Rosamunde Pilcher gekämpft hat, gab es tatsächlich Schätze zu entdecken. Eine sehr frühe französische Ausgabe (1946!) von "Le Petit Prince" zum Beispiel. Und Dir, liebe Kathi, habe ich die zeitgenössische Empfehlung "Großmama packt aus" zu verdanken.



Fazit: 11 Bücher - 5 Euro = meinetwegen kann der Herbst kommen.

Dienstag, 9. September 2008

Aal-Kai, Nudel-Olli und Käse-Maik

Tag 22, Montag, Büro.

Mir geht’s fein. Mag vielleicht auch daran liegen, dass ich am Wochenende fabelhafte Bekanntschaft mit den oben genannten Herren gemacht habe. Selbige sind Marktstände auf dem grandiosen Hamburger Fischmarkt. Sonntag morgen, 4:38 Uhr, Kaffee beim verrückten Jamaikaner und um uns herum beginnt das Leben...

Der vergangene Donnerstag war mein Höhepunkt im hanseatischen Arbeitsleben. Mein Projekt läuft gut an, und auf meine fundierte Meinung wird doch tatsächlich wert gelegt. Und ich habe endlich den Regisseur bekommen, den ich unbedingt wollte. Sternchen ins Arbeitsheft! Ich ernte viel Lob und ich muss gestehen, dass mir das gut tut. Jeder, der gute Ideen hat, welche dann nicht umgesetzt werden, kennt das Gefühl – man sieht, dass eine Verbesserung möglich wäre, leider sind einem die Hände gebunden. Ich habe das große Glück freie Hände zu haben. Beängstigend freie Hände. Nun kommt es nur darauf an, dass alles auch ein Erfolg wird. Sonst ende ich mit Beton an den Füßen in einem Fleet. Na gut, ganz so düster sieht meine Zukunft vielleicht auch nicht aus...

Am Freitag hab ich mich dann endlich mit Katharina „Kat“ „Kathi“ Wagner getroffen. Köstliches Essen im zwo11 (Eppendorfer Weg 211, 20253 HH) – der warme Ziegenkäse auf grünem Spargel ist ein Traum! Und die „211 Bar“ nebenan ist sicherlich auch nett.


Der Abend endete auf der Schanze im Mandalay – eine Club-Bar, die zu den vielen schönen Orten gehört bei denen man, wie so oft hier, keinen Eintritt zahlen muss.

Richtig schön wurde es aber erst Samstagabend in der großstädtischen Strandbar (ohne Strand wohlgemerkt) „Piano Beach“ http://www.pianobeach.de gleich hinterm Indochine mit Blick auf den Frachthafen. Drei Mädchen und 13.800 Container. Das Wetter hielt und der persische Eigentümer (nebenbei berühmter Cardiologe!) spendierte uns nach dem ersten Vodka-Cranberry alles Folgende. Großzügiger, sehr netter Mann. Farzam, man dankt. Wir hatten so viel Spaß! Das Piano wurde leider gerade gestohlen – dramatisch, dramatisch, insbesondere für eine Pianobar – aber Elvis und Aretha waren vorzüglicher Ersatz. Als dann um kurz nach 3 Uhr Michael Bublé sein „Home“ sang, musste ich kurz die Luft anhalten – so schön war es. Maus, ich hab doll an Dich gedacht!





Es war der letzte Abend im Piano Beach für diesen Sommer, denn die Bar wird für den Winter verpackt. Aber kommt mich doch mit den ersten Sonnenstrahlen 2009 zum Prosecco-Aperol besuchen, wir sehen uns dort!

Damit schließt sich der Kreis, denn der anschließende Fußmarsch zum Fischmarkt bescherte mir die folgenschwere Begegnung mit Kai, Olli und Maik, den nächtlichen Marktschreiern.

Wie ich meinen Sonntag verbracht habe folgt demnächst. Seid gespannt!

Bis bald
Ella

Montag, 1. September 2008

Hilfe, die Küche brennt!

Da steh' ich und will mir im Halbschlaf am Sonntagmorgen meinen Espresso kochen und plötzlich brennts! Ja, Mäuschen, man sollte nie die Küchenrolle auf der falsch eingeschalteten Herdplatte zwischenlagern! Bis auf ein paar Haare und meine Selbstachtung ist glücklicherweise nichts angeschmort, aber ein guter Schrecken wars. (Liebe Christine, falls Du das liest, keine Sorge – deine Wohnung steht noch!)

Ansonsten war mein zweites Wochenende in Hamburg wenig spektakulär. Es fühlt sich allerdings an, als wäre ich schon Monate hier. Als ich gestern abend im Bett lag und dachte: „Das war erst das zweite Wochenende“, musste ich im Kalender zur Bestätigung nachschauen, dass dem auch wirklich so ist. Und da fiel es mir auch wieder ein: Eigentlich sollte ich ja die vergangenen Tagen, drapiert wie eine Almprinzessin, im Dirndl auf einem fabelhaften Landgeburtstag in Westfalen tanzen. Leider hat es meine Mutter ja mit Bandscheibenvorfall („Bandscheibenereignis“) ans Bett gefesselt und so konnten wir nicht fahren.

…was aber dazu geführt hat, dass ich meine ersten Sonnentage und die letzten Sommertage in Hamburg erleben durfte! Also, richtig Sonne. So mit länger als 3 Minuten und inklusive spürbarem Temperaturunterschied. Ich habe mir das Hamburger Open-Air Kulturprogramm mal zu Gemüte geführt. Resultat:

Parkspaziergang, musikalische Wasserspiele in Planten un Blomen und ein fabelhafter Nachmittag mit Weißweinschorle an der Außenalster. Besser kann es nur schwer sein.

Und weil es heute wieder schlechtes Wetter werden soll, behalte ich mir das in Erinnerung für die Gewitterstunden im Büro und wünsche eine schöne neue Woche

Ella

(Ich bin für den Erhalt von P.S.!)

P.S.: Auch was für schlechtes Wetter: Ulmen.tv - für alle Freunde des Antihumors von Knut, Herrn von Eich und Uwe!