Sonntag, 15. März 2009
Mami, wie riecht der Sommer?
AUF WIEDERSEHEN WINTER!
Heute war der Moment, einer dieser Momente die man regelrecht spürt und nicht später sagen muss „Ich weiß nicht mehr genau wann es war“. Heute war er plötzlich da. Dieser Moment an dem es nicht mehr zu übersehen ist, dass der Frühling über die Stadt fällt und den Sommer mitbringt. Die Luft riecht plötzlich anders und die Stadt macht wieder Geräusche, erwacht aus ihrem melancholischen Schlaf. Manchmal vergisst man, wie sich der Sommer anfühlt. Auch mir ging es so. Heute aber, auf dem Weg zum Bahnhof Kellinghusenstraße, musste ich erst Handschuhe ausziehen, Mütze und Schal absetzen und schließlich den Mantel aufmachen. In der Abenddämmerung war es regelrecht warm (10 °C!). Und zum ersten Mal, nach langen kalten dunklen Wochen, ließ die Stadt einen Hauch jenes Gefühls erahnen, welches sie in lauen Sommerabenden versprüht. Ein unbeschreibliches Lebensgefühl, welches irgendwo zwischen warmem Wind, Besuch von Möwen auf meiner Terasse in Eppendorf, Füßen im Sand an der Elbe, großen Gläsern mit Radler („Alster“ sorgt hier doch regelmäßig für Verwirrung) an langen, vollbesetzten Biergartentischen, ebenso großen Sonnebrillen, fröhlicher Jazzmusik, dem Geruch frisch gewürzten und zart angebratenem Filet und anderen Köstlichkeiten wiederfinden lässt…
Ja, und kalt, das ist er gewesen, der liebe Herr Winter. Mir alter Schneekönigin kann es um die Weihnachtszeit ja bekanntermaßen gar nicht weiß genug sein. Von dieser Idee wurde ich von den Einheimischen jedoch schnell abgebracht. „In Hamburg ist der Winter grässlich. Es regnet die ganze Zeit und ist grau. Die Sonne scheint ein paar Monate nicht und die Straßen stehen ständig unter Wasser. Schnee gibt es hier nie! Es ist einfach nur eine matschige Sauerei.“
Oh weh, das hatte sich nach harten Zeiten angehört. Und reines Zuckerschlecken war es tatsächlich nicht. Das mit der Abwesenheit der Sonne war nicht übertrieben. Und der Wind… Der letzten Tag, an dem ich auch nur den Schatten einer Frisur auf dem Kopf hatte, ist inzwischen in den Archiven des vergangenen Septembers abgeheftet; der ständige Sprühregen und die hohe Luftfeuchtigkeit erstickt jeden noch so mutigen Versuch bereits im Keim. Echte Hanseaten müssen eine andere Haarstruktur haben, als wir Zonenkinder, wenn ich mich da jetzt mal rein geographisch bitte kurz mitzählen darf! Hier sitzt auf jedem Kopf jede kunstvoll gefärbt und geföhnte Strähne und das auch den lieben langen Tag. Ja, heiliger Bimbam, da kann ich nicht mithalten. Aber das ist ein anderes Thema.
Zurück zum Winter. Mein lieber, lieber Freund, der Winter. Ob es nun allein an meiner Anwesenheit gelegen hat – ich halte es nicht für unwahrscheinlich – oder ob der Klimawandel inzwischen einfach in die High Society der Norderelbler Einzug gehalten hat, sei dahingestellt. Fakt ist, dass es im vergangenen Winter in Hamburg tausende und abertausende Flocken geschneit hat! Es wollte gar nicht mehr aufhören. November,Dezember, Januar und sogar Februar. Und zwar auch immer so viel, dass zahlreiche Yeti-Referenzen zu hören waren. „Hamburch-Yeti“ würde Aal-Kai sicherlich sagen. Herrlich! Jeder Morgen, an dem ich aus meinem schönen Terassenhaus-Fenster in den Garten blickte und sah, dass alles weiß leuchtete, war gleich ein guter Morgen. Die oft nassen Füße, dreckigen Stiefel, eisigen Finger und Schnupfentage nahm ich dafür allemal gerne in Kauf.
Und aus diesem Grund werden an dieser Stelle keine weiteren Lobgesänge auf die Vorzüge des allseits beliebten Sommers angestimmt sondern gebührender Tribut gezollt an die Jahreszeit die es, wenn richtig ausgeführt, unter die Top 4 meiner Lieblingsjahreszeiten schafft – Winter adé!
(hier ist ein Moment der Stille einzufügen)
So, ein paar letzte Bilder und dann ist Schluss. Bis zum nächsten Mal. Ich freue mich schon.
Hamburg-Yeti Ella
Freitag, 13. März 2009
Gerade im Zug...
Links vor mir auf Platz 108 sitzt ein älterer Herr mit weißem Haar, einer schönen grau-grün karierten Schiebermütze, grauem Wolltroyer und der guten schwarzen Herrentasche im Schoß. Seine Hände sind faltig und gebräunt, er lächelt seinen sicher 40 Jahre jüngeren Sitznachbarn höflich an, als er diesen versehentlich mit dem Ellbogen anstößt. Die Ansage vom freundlichen Bahnmitarbeiter „… Aufgrund der Bauarbeiten auf der Strecke Hamburg-Berlin verlängert sich die Fahrtzeit. Wir bieten Ihnen als Service unsererseits daher einen Snack und ein Erfrischungsgetränk…“. Daraufhin sagt Opi mit voller Anerkennung: „Ach, die Reichsbahn lässt sich aber nicht lumpen. Sieh mal an!“ Sensationell, die gute Reichsbahn… :-)
Der junge Sitznachbar hilft ihm dann auch freundlich den Strohhalm in das von der Deutschen (Reichs-)Bahn gestiftete Trinkpäckchen zu stecken. Prost.
Schöne Szene.
Dienstag, 10. März 2009
Im Land in dem sich die Klospülung andersherum dreht...
Nur kurz, zugegebenermaßen. Und von der Mönckebergstraße, dem Jungfernstieg, Planten und Blomen und der Alster nur eine kurze Strecke entfernt. Aber nicht weniger lustig, als nach 18 Stunden Flug und umsteigen in Singapore.
An einer der meist befahrenen Straßenkreuzungen Hamburgs, gleich am Unigelände, liegt im Souterrain des Eckhauses das "Down Under" (down-under-hamburg.de). Es sieht fürchterlich schrabbelig aus und die Ecke an sich ist auch so ungemütlich, dass man jedes Mal das Gefühl hat, es fängt gleich an zu regnen, selbst an einem sonnigen Augusttag. Nun ja, es war März und es nieselte tatsächlich, aber meine wohlgelaunte Gesellschaft, bestehend aus einem quietschfidelen Stimmwunder und einem keinesfalls übellaunigen Feuergeist (nein, an dieser Stelle folgt keine Erklärung. Man kann auch manche Dinge einfach mal so stehen lassen. Und nein, ich war auch nicht im Märchenwald!) ließen sich davon keinesfalls abhalten.
Durch die schmalen Fenster direkt über dem Bürgersteig ließ sich nichts im Inneren der "Spelunke" erkennen. 1, 2, 3 Treppen nach unten und hinein in die gute Stube. Herrlich habe ich gelacht. Die Deko von aussen (Blumengirlanden und ein Plastikkrokodil) ließ einiges erahnen, aber drinnen war es nicht nur sehr gemütlich, es war auch alles vorhanden, was der Deutsche möglichst stark mit Australien in Verbindung bringt: Rugby auf Flachbildschirmen, Flaggen und maps an den Wänden, gelbe Koala-crossing-Schilder und das Allerschönste - wirklich das Aller-, Allerschönste - eine mannshohe Wandmalerei, in der die Geburt der Venus von Botticelli nachgeahmt war, nur war die Venus NATÜRLICH ein...
JAAAAAAAAAAAAAAA..., ein Känguru!!!
Wundervoll. Wir hatten sofort gute Laune. Die Karte war ebenso un-australisch. Es gab Kanga-Burger - nicht für mich, muss ich hinzufügen - und herrlich seichtes Bier, mit dem überaus ausländisch klingenden Namen "Hahn".
Das besondere an "Hahn" war allerdings nicht das Bier selber, sondern die Hand, die es reichte. An dieser Stelle werde ich unsere zauberhafte australische Kellnerin aus Klischeegründen "Sheila" nennen. Sheila war nicht viel älter als wir, und wenn doch, dann durch wundersame Art und Weise nicht körperlich gealtert. Kleine rote Kringellöckchen und ein unverschämt freundliches Lachen später: "Kann ich Sie etwas bringen?" in dem schönsten Australo-Akzent. Nachdem wir bestellt hatten, was nicht so einfach war, die Überwindung mehrerer Sprachbarrieren beinhaltete und mit einem "Ist das alles für jetzt?" endete, kam sie mit betretenem Gesichtsausdruck zurück und sagte, dass sie das Bier nicht hätten obwohl es auf der Karte steht. Wir, da schon ins Englische verfallen, fragten der Logik folgend, nach Alternativen.
Sheila nannte ein paar Biersorten, die uns selbstverständlich allen nichts sagten, uns aber dennoch animierten wissentlich mit dem Kopf zu nicken. "And we have Hahn!" beendete sie ihre Ausführungen. Auch hier wusste wieder keiner so recht, was wir damit anfangen sollten. "Is it any good?" fragte ich mehr scherzhaft. Woraufhin sie sofort loslief, "I wouldn't know, I usually don't dring beer, but let me go check" hauchte und hinter der Bar verschwand. Verdutzt schauten wir uns an. War sie tatsächlich gerade losgelaufen um zu fragen, ob das Bier, was hier verkauft wurde auch tatsächlich annehmbar ist, oder nur eine fade Plörre, die sowieso niemand trinken will?!
Jap, das war sie wirklich und sie kam strahlend mit der ehrlichen Antwort zurück "It's supposed to be a very fine beer!"
Allein dafür würde ich jederzeit wieder kommen, in das tatsächlich wenig authentische aber sich auch nicht allzu ernst nehmende Aussi-Eck am Grindelhof. Und das "Hahn" war wirklich vor-züg-lich!
Cheers, Mate!