Donnerstag, 29. Januar 2009

Variationen von der Quiche oder die Frage, ob man Design essen kann



Ich habe den großen Bruder von „Gorilla“ gefunden! Das Mutterschiff, sozusagen.

Wie, Du kennst „Gorilla“ nicht?

Den unscheinbar aussehenden Bio-Fast-Food-Laden in der Berliner Knesebeckstraße gleich hinter dem Renaissance-Theater. Wenn möglich statte ich ihm und der wundervollen Mango-Chilli-Butter, den vegetarischen Köstlichkeiten, dem herzhaften Brot und Birchermüsli mit frischem Obst bei jedem Berlinaufenthalt einen Besuch ab. Der Kaffee ist im Übrigen auch sehr empfehlenswert. Aber ich schweife ab.

Ich hatte gelesen, dass es in der Hamburger Innenstadt, gleich hinter Gucci, Boss, Prada und der Megabaustelle am Renaissancehotel ein (neues) Restaurant gebe, dass sich aufzusuchen lohne. Logo und durchdesignter Name („nat. fine bio food“) versprachen einiges. Vielleicht einen großen Bruder von „Gorilla“?! Nach einem weiteren langen Freitag im Büro – der durch den überaus starken Schneefall etwas merkwürdig Weihnachtliches hatte – zückte ich also kurzerhand mein U-Bahn-Ticket und war zwei Stationen später am Jungfernstieg (Hamburg ist ein verdammt kleines Dorf). Noch schnell einen Blick ins Alsterhaus geworfen– Sale in der Taschenabteilung – Brrrrrrr, blos schnell weiter.

Der romantische Schnee hatte sich längst in nutzlosen Matsch verwandelt. 1000 kleine Tropfen flogen durch die Luft und die feuchte Kälte kroch bis unter die Haut. Als ich von der „große Bleichen“ in den „Heuberg“ einbog, ließen sich die großen Fenster des „nat. Bio-Restaurants“ schon von Weitem erkennen. Als ich davor stand, war ich mir jedoch nicht mehr so sicher, ob ich hineingehen wollte. Es sah so „clean“ aus. Alles, wirklich jeder Winkel, schien erdacht, errechnet, designt und auf Kompatibilität und Kundenfreundlichkeit getestet. Jeder sorgsam achtlos drapierte Dekoklecks, die umweltfreundlichen Pappspeisekarten, die skandinavische Hausschrift, das wieder und wieder auftauchende Grün – ja, meine Güte, ich habs ja verstanden: Das Essen hier ist gesund – all das roch nach Perfektion. Das Schöne an der Natur ist doch aber eben das Unperfekte. Die wahre „Natürlichkeit“. Ich war mir nicht sicher, ob hier nicht etwas als etwas anderes verkauft wurde. Ich entschied, dass es einen Test wert war. Nun war ich schon hier, und es war kalt.



Eben durch die gläserne Tür eingetreten, schaute ich etwas ratlos in die Gegend. Die beiden großen Räume bieten sicherlich Platz für 150 Personen. Es waren längst nicht alle Tische besetzt, so dass der Blick freigegeben war. An der Rückwand ließ sich die offene Küche erkennen. Davor weitere Sitzplätze an hohen, schmalen Tischen mit Hockern. Ich muss tatsächlich sehr dämlich geschaut haben, denn ein höflicher Kellner, sicher nicht viel älter als ich und unverschämt hübsch, fragte, ob er mir helfen könne. Ja, offensichtlich hatte ich Hilfe nötig, denn ich gehöre zu den Menschen, die nicht auf den ersten Blick erkennen, ob es sich hier eventuell um irgendeine neumodische Form von Systemgastronomie handelt. Selbstbedienung à la Vapiano? Oder vielleicht musste ich eine (topdesignte) Nummer ziehen, oder mir eine codierte Chipkarte besorgen um überhaupt ins (topdesignte) grüne Reich gelassen zu werden.

Brauchte ich nicht. Ich durfte mir einfach aussuchen wo ich sitzen wollte. Hach, das tat gut. Also setzte ich mich an einen großen Tisch direkt am Fenster, mit Blick auf die nasse Stadt. Das Kopfsteinpflaster glänzte im Licht der Laterne und die Sitzpolster waren, wie hätte es anders sein können, grün.

Phillip, der hübsche Kellner kam und tippte „B-K“ für Bionade Kräuter in sein Touchpad-zum-Bestellung-aufnehmen-Gerät. Die erwähnte Pappspeisekarte war das Erste, was wirklich herausstach. Sie war dreckig und eingerissen und man sah ihr an, dass sie schon einige Hände gesehen hatte. Das machte die Sache sympathisch und der Inhalt war es auch. Nein, es gab keine Fusion-Fusilli mit estnischem Salzherings-Jus an Chorizotartar. Salat gabs. Mit köstlichen und verständlichen Zutaten und Pasta, Burger mit Biorind oder vegetarisch als Falafel, dazu Rosmarinkartoffeln oder feinen Reis, Curryhuhn konnte man haben oder Suppe. Die Spezialkarte bot Besonderheiten, die gar nicht mal so grässlich klangen. Aber ich hatte mich schon entschieden. Auf einer Tafel an der Tür hatte gestanden: Variationen der Quiche. Dazu frischer Salat. Kinder, da bin ich dabei.

Während ich wartete, sah ich mich ein wenig um. Ich war mir nicht sicher, ob ich es mochte. Es passt nach Hamburg. Es passt in diese Gegend, aber es hat nichts mit dem gemütlichen Hofladen zu tun, der dir sandige Karotten und schrumpelige Feldsalatbüschel in Papiertüten packt. Es hatte so wenig mit Natur zu tun wie nur Irgendetwas. Absurde Dekostöcker ragten zwischen den Tischen hindurch. Ich grinste. Da kam Philipp mit der Bionade angehuscht, schenkte mir ein und verschwand. Das Glas war groß, hatte eine schöne Form und war schwer. Als ich das Glas anhob beschloss ich, es hier zu mögen. Es ist kein Wohlfühlort, keine „gute Stube“. Man fühlt sich nicht behütet. Es ist auch nicht gesellig. Aber das will es vielleicht auch nicht sein. Es ist nicht unhöflich oder ungemütlich. Es ist ein Ort, wo man hingeht und sich nicht ablenkt, sondern einfach nur gutes Essen isst.

Meine Quichevariationen waren v-o-r-z-ü-g-l-i-c-h. Quiche ist einfach etwas so Feines. Und ich hatte gleich drei kleine Quiche mit viel Salat, sehr zartem Brot, einer tollen Salatsoße und einer merkwürdigen und äußerst köstlichen Tomatencreme. Ich hätte mich reinlegen können. Vergessen waren die grünen Sitzkissen und die ätzend freundliche und - ach so zielgruppenaffine - Kinderspeisekarte (Liebe Kinder, diese Karte ist nur für euch. Die Erwachsenen dürfen gerade noch bezahlen…) Hier war sie also, die Liebe zum guten Essen. An diesen Tisch kann ich mich setzen. Auch wenn tatsächlich auf jedem Tisch ein „Serviceknopf“ wie im Flugzeug ist. "Äh, hallo... Herr Ober?!" Ich habe ihn nicht gedrückt.

Quiche vorher:Teller nachher:


Zwei Stunden blieb ich. Dann hüpfte ich durch die feucht-frostige Hamburger Nachtluft zur Ubahn zurück. Und was sage ich zu nat. fine bio food? Es funktioniert. Es ist all das, was ich gesagt habe. Es ist ein PR-Konzept. Es hat noch nicht viel erlebt und das spürt man, aber es funktioniert trotzdem. Es versucht perfekt zu sein, dabei sollte es das gar nicht. Hat es gar nicht nötig. Ich glaube ich mag es ein wenig. Es wird kein Lieblingsort, aber vielleicht ein guter Ort. Ich werde wieder kommen und mich auf die grünen Stuhlkissen setzen, meine „B-K“ trinken und die nächsten Variationen probieren.

Nur den albernen Serviceknopf auf den Tischen, den sollten sie sich sparen.

Bonne nuit
Ella

Mittwoch, 28. Januar 2009

Kein Sommer im PianoBeach

Ach jeh,

so kanns gehen. Blöd

http://www.abendblatt.de/daten/2009/01/28/1026917.html

Also doch kein Sommer in der Strandbar.

Sehr blöd. Armer Farzam.